Ein besonderer Schultag macht körperliche Beeinträchtigungen für die Erzieherpraktikantinnen erfahrbar.

Der vorletzte Schultag war für die Erzieherpraktikantinnen des SEJ in mehrfacher Hinsicht ein außergewöhnlicher Tag. Treffpunkt war nicht das – alles andere als barrierefreie – Schloss, sondern der Kreislehrgarten in Krumbach. Das Unterrichtsmaterial bestand diesmal nicht aus bedrucktem Papier, sondern aus Rollstühlen, Brillen, die Sehbehinderungen simulieren und einem Langstock, wie der umgangssprachliche „Blindenstock“ korrekt bezeichnet wird. Diese Gerätschaften durften die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgiebig testen und sich gegenseitig führen oder schieben und feststellen, wieviel Anstrengung die Bewältigung einfachster Hindernisse bedeutet, und wie unsicher oder unflexibel sie plötzlich sind.

Zudem hatte die Fachakademie einen Gast eingeladen, der aus seinem Alltag mit Querschnitt unterhalb des 4. Halswirbels erzählte und seine Hilfsmittel und Sportgeräte vorstellte.  Jürgen Winkler erzählte von seinem Badeunfall vor 19 Jahren und den vielen kleinen und großen Schwierigkeiten und Erfolgen, die er seither erlebt hat. „Mein Antrieb ist“, sagt Winkler, „dass die Fußgänger verstehen, dass das Leben nicht vorbei ist, wenn man nicht mehr laufen kann. Ich führe ein absolut zufriedenes Leben und ich weiß nicht, ob ich das auch von mir behaupten könnte, wenn ich Fußgänger geblieben wäre.“ Die positive Einstellung und der jederzeit lösungsorientierte Denkansatz des sportlich, kommunalpolitisch und beruflich aktiven Mannes beeindruckte die Erzieherpraktikantinnen ebenso wie ihre Lehrkräfte. Dass Unterstützung und Förderung von Menschen mit Beeinträchtigungen wertvoller sind als bloßes Mitleid, ist das Credo, das die zukünftigen Erzieherinnen in ihren künftigen Berufsalltag mitnehmen können.

Neben den vielen ungewöhnlichen Eindrücken sorgte auch das Buffet aus selbstgemachten Köstlichkeiten für einen besonderen Abschluss des ersten Ausbildungsjahres an der Fachakademie. Ein besonderer Dank gilt deshalb der Klasse SEJ A für die Verköstigung, aber auch dem Dominikus-Ringeisen-Werk und dem Sanitätshaus Medi-Pro in Krumbach, die durch die ausgeliehenen Materialien für einen echten Erlebniseffekt sorgten.